Stills aus beiden Experimentalfilmen:
»Bar-Do: Im Zwischenstand der Dinge« ist ein Kunst- und Theaterprojekt bestehend aus 4 Akten. 1. wie 3. Akt sehen sich von zwei
Experimentalfilmen ausgefüllt. Akt 2 und 4 werden im Rahmen einer Live-Perfomance von szenischen Darstellungen, Tanz und Musik begleitet.
Das Stück wurde am 16. Juni 2012 im Lichtmess-Kino Altona uraufgeführt. Neben der Musikgruppe Halma waren an diesem Tage _A_, Hanna Maiken Zamel sowie Alina Semenova und Yulia Averina von der Schnittke-Akademie Hamburg als Teil der Inszenierung zu bestaunen.
Kurzbeschreibung des Inhaltes:
Bar-Do Teil 1 und 2 basieren auf einem meiner Gedichte namens »Alle Jahre wieder« .
Bar-Do hat seinen Namensursprung im Tibetischen und bedeutet so viel wie „dazwischen aufgehängt“ oder „dazwischen geworfen“. Der Begriff beschreibt verschiedene Realitätszustände, die sich überlappen bzw. ineinander übergehen. Diese Übergänge tragen eine besondere Möglichkeit der Wahrnehmung in sich. Zwischen einem alten und einem neuen Gedanken klafft eine kurze Lücke; in diesem Spalt steckt das Potential einer feinen Erkenntnis. Allerdings nehmen wir das kaum wahr, da wir stets geneigt sind, von einer scheinbar gesicherten, festen Situation in die nächste zu gelangen. So ist unser Geist darauf getrimmt, diese sich ergebenden Übergänge nicht wirklich als Lücken zur Erkenntnisgewinnung wahrzunehmen, mit denen wir realitätsfüllend arbeiten könnten. Dies geschieht auch daher, weil wir aus der Gewohnheit heraus, das Ungewohnte als Bedrohung zu erfahren, die Flucht anstatt der Konfrontation suchen. Allerdings sind die Bar-Do-Zustände Zeichen anderer Wirklichkeiten, die uns durchstreben. Aussagen, die zu uns gehören, Sprechblasen mitteilungsfreudiger Aspekte unseres Wesens. Und somit weniger fremd und absurd als lebendig und real. Wir hängen stets zwischen Klarheit und Verwirrung, hineingeworfen in konsistente Vorgänge einer instabilen Form, die sich über uns stülpen will.
Für mich trägt Bar-Do allein durch seine Begrifflichkeit, die die Übersetzung liefert, einen mehrdeutigen Aspekt, der mit der oben getätigten Beschreibung endet, und doch noch weitaus mehr aussagt, welches mir mit Worten allein nicht gelingen mag. Aus diesem Grunde wählte ich die filmische Transkription und ihre Verbindung mit weiteren Kunstelementen [Tanz, Musik, Lyrik], um eine Aussage zu vermitteln, die mein Gefühl meinem expressiven Verstand auferlegt hat. Ein Gefühl, das weiterreichende Dynamik erwirken will, als das übersteigerte Wort zu leisten im Stande ist. Und meines Erachtens nur in der Verknüpfung seine beanspruchte Ausdehnung findet.
Die mutmaßlich experimentelle Herangehensweise der visuellen Gestaltung sowie das gesamte Projekt ist letztlich nach meiner Auffassung auch das Großartige an Kunst, nämlich dass sie aus ihrer Position heraus, etwas außerhalb der gesellschaftlichen Verhältnisse zu stehen, eine andere Möglichkeit des Nachdenkens und des Erfahrens erwirken kann; ja, nahezu eine wirklichkeitsspaltende Funktion all zu offensiver Wahrnehmung in sich birgt, und uns dadurch andere Aspekte des Lebens näher bringt, die wir zweifellos in uns tragen und daher genau solche zuvor erwähnten „Erkenntnis-Lücken“ innerhalb dieser Aufspaltung verhärteter gesellschaftlicher und/oder persönlicher Grundmuster, zu schaffen vermag.
Wir, mein guter Freund C. Häusler und ich, haben, mit Unterbrechung, über ein Jahr lang an dem Projekt gearbeitet.
Das recht simple Equipment rekrutierte sich aus dem Bestand gemeinsamer Freunde. Wir trafen uns ein paar Mal zur Vorbesprechung und setzten uns mit den technischen Möglichkeiten auseinander. Währenddessen sprach ich das Gedicht ein und baute darum erste Klangcollagen.
Generell lässt sich sagen, dass für das ganze Projekt ausschlaggebend war, Menschen zu finden, die Lust und Freude an dem theateresken Abenteuer hatten oder sich wie auch immer gerne daran beteiligen wollten. Es sah sich von vornherein als ein No-Budget-Vorhaben angelegt, das auf freundschaftlichem und freundlichem Entgegenkommen fußte. Sympathie war die Knetmasse der Zusammenarbeit.