1
In einem Vorort der Zeit,
am Rande meiner Einsamkeit,
einsilbig,
da entzweit
Gefällte Ahnung
über typisches Betragen
eingeklemmt in einen Rahmen
voller Regung streckt sich ein regungsloser Geist
zittert noch vor Achtsamkeit;
bass erstaunt
2
Momente stressen alle Glieder,
ziehen Augenblicke nieder,
speisen Trübsal,
sprechen tugendhaften Fleiß
3
Ich, ich stottere in Bahnen
Eines widerstrebenden Gebarens
Eines mutmaßenden Erahnens
Eines Glauben übertrumpfenden Erfahrens
Balancierend auf den Schienen nebst dem immer gleichen Gleis
4
Doch ist es meins?
Und warum,
warum um aller Himmel willen
soll es das denn sein?
Wer fährt dort ab, wer kommt dort an?
Und wann?
Ist es das, was Fragen meint,
wenn es im Wohin nach Antwort kreischt?
5
„Alle Jahre wieder“,
sind Minuten eines Tages,
der viel zu kurze Zahlen einer Länge nach beschreibt,
die in Schleifen mich durch spindeldürre Fäden schleift.
Aufgerieben an den Seiten,
aufgerissen an den Enden,
die Anfängen gleichen,
die auf Wege weisen,
deren viel zu dicht bevölkerte Straßen
ich schon ging
Übertölpelt von dem Sinn,
der die Wahrheit stets in Stücke reißt
und ins stolpernde Gebein
ihrer Wirklichkeiten beißt.
6
Warum sonst humpelt diese Welt?
Hinkt und schleppt sich vor sich weg,
gaukelt Ziel, beansprucht Zweck,
stiehlt fahlen Glanz und blendet ganz
und blendet aus,
dass in ihr junges Leben steckt.
Warum sonst poltert dieser Geist durch eine Seele,
die im Grunde nur an etwas glauben will,
was einem,
nein,
in Wirklichkeit nur meinem
kleinen Leben gleicht,
was dem Gefühl in ihm entspricht,
ganz ohne Zwang zur Möglichkeit
zu sein.
7
Ich lache kümmerlich in mich hinein,
beschämt von Einfachheit und ahnungslosem Reim
Welch juveniler Wunsch, welch infantile Schuld,
Jahre später stets erwachsen zu sein
Und es zu bleiben:
Bis die Sinne radebrechen
Bis sie sich hinweg vom Sehen stehlen
Bis sie vergehen –
ausgereizt
Und von nun an nur noch
scheinbar wahllos in Erinnerungen stechen,
deren viel zu leicht begleitete Bekleider wir waren.
In viel zu dick bekleideten Gedanken
ohne nackten Verstand.
Der aus Angst, er hätte frieren können,
keinen Zuspruch seines unverblümten, kargen Wesens fand.
8
Was ich erinnere bleibt zweifelhaft
An was ich mich erinnere, ist zweifelhafter Teil von mir,
der alles sein will, was ich geben kann.
„Alle Jahre wieder“
sind Minuten eines Tages,
sind die gleichen Zahlenglieder
deren Rechnung,
weil sie anfing, nur noch enden
und doch niemals aufgehen kann.
9
Es liegt am Denken
stets zu zahlen,
zahlen zu müssen,
sodass man dieses Leben
Leben nennen darf
und es vergisst:
das Leben.
Beschäftigt damit, es zu begleichen;
ohne Gleichen
verliert es sich.
Jung gestorben, altert es.
Und bevölkert Sinn,
und diese Straßen,
deren Wege Wissen straft,
das lieber Wahnsinn sein will
Und sich für sein Sein nur schönere Namen nimmt,
damit man davon spricht,
sodass all das zu Falschheit wird,
was ursprünglich noch richtig ist.
10
Wenn wundert’s noch, dass dieser Sinn
hoch infektiös nur haben will,
was helfen kann, was greifbar ist,
und doch stets immer nur vermisst,
da Lebendigkeit verloren scheint.
Und man sich festhält,
an dem Schein,
während dieser schamlos wütet
in konstruierter Dunkelheit.
11
Die Welt des Zwecks, sie fördert ahnungslosen Geist
voll gestopft mit dem, was sie mit Regeln strafft
und was sie als verwertbar hält
So schafft sie Disziplinen,
wahre Mienen,
auf die sich wunderbar noch treten lässt
Wunden generiert und operiert,
sich malträtiert,
und echauffiert
an Deck – und doch nur Sklaven unsres Sachverstands
All die Mechanismen,
all die Nischen
Paradigmen eines Kriechens,
das sich Wohlstand nennt
und wissentlich verkennt,
welch Notstand es noch zelebriert
12
Und jedes Gebaren an diesen feierarmen Feiertagen
gleicht nur noch einer neolithischen Kastration
Von Kultur, da fehlt mir jede Spur
Egal was man vom Glauben, glauben mag,
das Wissen spricht mir blanken Hohn
ob dem Geschehen
13
Was für ein Brauch
Man braucht ihn wohl
Und verkündet eine Tradition
Geboren aus verirrtem Sinn
und genährt
von übersättigtem Konsum
14
Jahreswechsel sind wie Tage,
sind wie Stunden,
deren Fragen
die Minuten bilden
für Sekunden, die verloren scheinen
Und so feiert man das Bleiben
in der Hoffnung des Sich-Änderns
Und braucht das Ende
Braucht die Zeit
15
So ändere ich Verdruss in Zuversicht,
ein wahrer Mut,
kein bleicher Abklatsch,
kein bitter böser Spott
und doch,
mein Kopf, er rollt von dem Schafott;
zweifellos, will er das tun
Den Körper lässt er weiter springen
Ganz bei Sinnen
stößt er noch die letzten Worte aus
und nennt es:
Evolution.
16
Jede Geburt ist die Chance zu einem Tod,
mit dem doch nur das alte, kalte Leben
den Lebendigkeiten droht.
Es darf nicht bloßes Sterben bleiben,
was sich Streben nennt,
und stets verbrämt,
was im Unendlichen sich wähnt
und zur Endlichkeit hin drängt
17
Und vielleicht sollte ich so enden
Jetzt und bald, und später
und immer zu von Tag zu Tag
Und doch:
ich tu es nicht,
weil ich’s nicht mag,
Weil ich’s nicht will,
Weil ich’s nicht wünsche,
Auch wenn ich noch so vieles brauche,
so ist es nur,
weil ich es glaube.
Weil ich da bin, wo ich bin,
man es mir stets noch sagen will
18
Solcher Nachdruck sollte fragend machen,
mitnichten ist es Sorge,
viel eher ist es Angst,
und lachen,
das kann ich nicht darüber
Zu schwach bin ich
und meine Glieder
tragen nun mal nur einen Menschen,
der Zweifel kennt und haben muss
19
Doch ich ändere Verdruss
in Zuversicht;
ich kenne dieses junge Leben,
ich will es achten,
dieses kümmerliche Wesen,
dieses unbeschreiblich faszinierende Sein.
Ich darf es nicht vergeben,
und so will ich mir vergeben,
und das in reinster Einfachheit
20
Ich blicke in die Welt,
ins All,
ins Meer,
in Augen
Ich kann’s kaum glauben, dass ich bin
bei allem Wahnsinn noch, warum ich bin.
Einst gesund, wird man hier gern verrückt,
da man wohl krank,
sich eher helfen lassen will.
21
Ich weiche aus den Zweifeln aus,
hinab in raumumspannenden Glanz
Ringserum in Stunden aufgewogen
ist das Präsent
die Gegenwart
und Präsens ein Geschenk,
das gehen mag
durch meine topografische Beschaffenheit des Seins
Die Zukunft ist nur ein Blick in die Vergangenheit
Oder in das, was solche meint
In einen Zustand,
der uns seit Kindertagen treibt
Als das Kindsein sich verlor.
22
„Alle Jahre wieder“
sind Minuten eines Tages,
der die viel zu kurzen Zahlenglieder
nur einer Länge nach beschreibt
Und doch blickt stets das innere Gesicht
in die aufgewühlten Taten
seiner Augenwischerei
Man sagt, man ändere sich nie wirklich
Doch wann,
fängt man denn nun an,
zu sein,
der,
der man ist?