telomer[e]

Mit »telomer[e]« lege ich ein Album vor, das sich gänzlich anders zu den musikalischen Arbeiten vergangener Jahre verhält. Es nahm längere Zeit in Anspruch und sah sich den konzeptionellen, künstlerisch ausgeweiteten Ideen enthoben. Was letztlich der Situation geschuldet war, eine neue Lebensphase begonnen zu haben, und aus der Großstadt aufs Land gezogen zu sein, auf welches ich mich zurückziehen wollte und mich dann wider Erwarten recht unmittelbar der Familiengründung gegenüber sah. So ist das Album ein Metamorphose-Prozess; ein Absterben, ein Sich-Teilen, ein Sich-neu-Zusammensetzen, ein Suchen, ein Altern und Verjüngen, und nimmt somit den Charakter der biologischen Sprache an.

Ich arbeitete etwa drei Jahre an der Fertigstellung des Albums, innerhalb derer die einzelnen Stücke verschiedene Häutungen durchliefen. Es fing mit der Sammlung und dem Kreieren drone- und ambientartiger Klangquellen an, die ich aus vergangenen, unveröffentlichten gitarrenzentrierten Aufnahmen erstellt hatte und zum Teil für Video- und Klanginstallationen benutzte.

Als ich die ersten acht Stücke fertig hatte, entschloss ich mich dazu, sie wieder auseinanderzunehmen, begann die Stücke aufzuspalten und in der Folge Minimal-Electro-Tracks daraus zu basteln, und Beats und Geklicker dazu oder aus den zuvor erschaffenen Klangfragmenten zu kreieren. Noch bevor diese Wandlung beendet war, brach ich die Stücke erneut auf, und setzte mich ans Klavier, um mit dem, was ich als Ergebnis übrigließ, zu improvisieren. Daraus ergaben sich erste Verschmelzungen, die ich zum Anlass nahm, etwas mehr aus den neuerlichen musikalischen Versatzstücken zu machen, und hernach Klavierideen entwickelte, die ich anschließend aufnahm. Diese verwob ich mit den verschiedenen Klangquellen und kreierte daraus die telomer[e], wie sie nun vorliegen. Zudem nahm ich meine damals neun Monate alte Tochter beim Spielen auf und verarbeitete ihr Geklacker und Geraschel mit den Soundcollagen und Klavierspielereien.

Aufgenommen habe ich die Klavierstücke in meinem kalten, steinwandigen Atelier. Mir ist es wichtig, immer auch den Raum musikalisch abzubilden, in welchem ich die Musik aufzunehmen gedenke. Nicht zuletzt weil dies einen zentralen Wirkungsmoment mit sich bringt, der für mich tragend und nicht auszuschließen ist.

Generell arbeite ich mit verschiedenen Soundquellen und Aufnahmemodalitäten. Ein großes Augenmerk lege ich auf das Sammeln von Klängen und Geräuschen. Dies geschieht meist analog und auf sehr rudimentäre Weise über tapes, diverse Diktiergeräte und alte liebgewonnene Mikrofone. Ich sammle Klänge in der Wohnung oder draußen, wenn ich mit meinen Kindern spazierengehe. Das alles geschieht im Vorübergehen. Ich höre gern, doch nicht zwanghaft hin, wenn sich etwas Interessantes regt. Ich sammle, wenn mir danach ist, nicht weil das Geräusch ein besonders exquisites ist, welchem ich unmittelbar nachspüren müsste. Für mich würde das einen Bruch des Momentes bedeuten, und das möchte ich generell vermeiden.

»telomer[e]« Hören und Mehr:

Zum Album „Telomer[e]“

Folgend mein Besuch in der Sendung »Atmocity« von und mit Marko Pauli:

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